Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann

Das berühmte Diktum vom Wissen als Macht stammt aus der Schrift Novum Organon des Francis Bacon, der durch dieses Diktum die wesentlichen Merkmale neuzeitlicher Wissenschaft in Abgrenzung zur antiken und mittelalterlichen zum Ausdruck bringen wollte. Es geht einmal (a) um eine Transformation der Erkenntnisstile („Kontemplation versus Intervention“) und zum anderen (b) um eine Transformation der Wissensformen des poetischen und praktischen Wissens.

Wenn Wissen Macht erzeugt, ist zu fragen, wie diese Macht kontrolliert und ggf. beschränkt wird, wie die Wissenschaft ihre Macht adäquat ausübt und wer die Macht über das Wissen hat. Zur ersten Frage, wie die Wissenschaft als Quelle von Macht kontrolliert werde, gibt die klassische neuzeitliche aufgeklärte Wissenschaft die Antwort, sie werde kontrolliert und beschränkt durch das Ethos der Wissenschaftler. Zur zweiten Frage gibt sie die Antwort, Wissenschaft übe ihre Macht adäquat nicht etwa durch direkte Herrschaft aus wie Platons Wissenschaftler-Könige, sondern – wie wir heute sagen – durch wissenschaftliche Politikberatung. Und zur dritten Frage: Wissenschaft wird kontrolliert durch Wissenschaftspolitik, die auf diese Weise über Wissen Macht auszuüben versucht.

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