Dr. med. Christoph Smolenski und Dr. med. Susanne Smolenski
 
Freiheit gilt als eines der höchsten Güter der Menschen und wird entsprechend an vielen Orten als besonders erstrebenswertes Gut gewertet – nicht zuletzt in der deutschen Nationalhymne. Trotzdem ist der Begriff Freiheit auch zwiespältig besetzt. Auf der einen Seite wünschen Menschen ein Maximum an Freiheit und Unabhängigkeit, auf der anderen Seite stellt sich auch oft eine Angst vor Freiheit dar, die von einer Sehnsucht nach klaren Strukturen, Geborgenheit und Sicherheit begleitet wird. Es besteht also gewissermaßen eine Konkurrenz zwischen dem Wunsch nach fehlenden Zwängen und der Sehnsucht nach guten, sicherheitsgebenden Strukturen. Diese Ambivalenz, diese Zwiespältigkeit zeichnet sich schon beim kleinen Kind ab, das im Alter von 18-24 Monaten versucht, Freiheit zu erlangen, seinen Aktionsradius zu erweitern, Grenzen zu überschreiten, um sich dann voller Ängstlichkeit und Schutz suchend wieder der Mutter zu nähern. Diese Zwiespältigkeit kann man bei genauem Hinsehen in den Lebensläufen einzelner Menschen, aber auch in den Strukturen von sozialen Gruppierungen verfolgen. Beachtet man diese Spuren im sozialen Verhalten, kann man viele Konfliktstoffe  besser verstehen.

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